IDEMA-Studie: Wahlprogramme sind für Wähler nicht verständlich

Eine Studie der IDEMA Gesellschaft für verständliche Sprache kommt zu dem Ergebnis, dass die Wahlprogramme der etablierten Parteien für die Mehrzahl der Wähler nicht verständlich sein dürften.

Eine verständliche Sprache in der Politik und somit auch in Wahlprogrammen ist ein Grundpfeiler einer funktionierenden Demokratie. Denn nur, wenn Wählerinnen und Wähler verstehen, worum es in politischen Fragen geht, können sie souverän und selbstbestimmt über ihre Haltung hierzu entscheiden. Hinzu kommt, dass es statt „parteitreuer“ Wähler zunehmend „Wechselwähler“ gibt, die ihre unterschiedlichen Interessen durch unterschiedliche Parteien vertreten sehen. Umso wichtiger wird es für die großen Parteien, die Wähler von den eigenen Positionen und Zielen zu überzeugen, neue Wählergruppen zu erschließen und verlorene Wähler wieder für sich zu gewinnen. Zu den Mindestvoraussetzungen hierfür zählt, die jeweiligen Inhalte klar, überzeugend und verständlich zu kommunizieren.

Für die Studie untersucht wurden die Wahlprogramme jener Parteien, die letztlich in den 17. Deutschen Bundestag gewählt wurden: CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke. Die Analyse erfolgt mithilfe des Bochumer Verfahrens zur Bewertung der Kommunikationsqualität von Texten. Es handelt sich dabei um ein 2-schrittiges Verfahren, bei dem sowohl die Textoberfläche als auch textimmanente Aspekte systematisch untersucht werden.

Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Wahlprogramme in ihrer jetzigen Form ihre externe Funktion nicht erfüllen.

Die Ergebnisse der Studie im Überblick:

Die Wahlprogramme...
 

  • sind oft zu umfangreich. Hier besteht die Gefahr, dass ein Großteil der Wahlberechtigten alleine hierdurch „abgeschreckt“ wird
     
  • enthalten zu viele lange Wörter, zu viele lange Sätze und zu viele Attributketten
     
  • verwenden zu viel fachsprachliche Ausdrücke
     
  • sind nicht ausreichend gegliedert und strukturiert


Zentrale Inhalte müssen so aufbereitet sein, dass sie vom Gros der Zielgruppe schnell und sicher verstanden werden. Dies ist bei Wahlprogrammen in der jetzigen Form nicht gewährleistet. Da den Wahlprogrammen im Wahlkampf eine wichtige Bedeutung zukommt, besteht hier erheblicher Verbesserungsbedarf.

 

Quellenhinweis

Michaela Blaha / Fabian Fritsch:

Die sprachliche Gestaltung von Wahlprogrammen unter besonderer Berücksichtigung der Verständlichkeit – eine Analyse anhand des Bochumer Verfahrens zur Bewertung der Kommunikationsqualität von Texten.

Februar 2017.